Premiere am blauen Band

Energieeinsparung durch zusätzliche Niedertemperaturnutzung

Mit dem Anspruch, bei der Errichtung eines neuen Pelletswerkes einen maximalen Ausnutzungsgrad hinsichtlich Produktion und Energiebedarf zu generieren, holte sich Cycleenergy den Trocknungsspezialisten Mühlböck an seine Seite.

Die Umsetzung, die mit einigen zusätzlichen Herausforderungen verbunden war, gelang mit Bravour.

Im Herzen des Mostviertels, genauer gesagt in der niederösterreichischen Gemeinde Gresten, ist seit April ein Pelletswerk in Betrieb, das mit einigen Besonderheiten aufwartet. Aber der Reihe nach.

Cycleenergy wurde als Anbieter für regionale, dezentrale Energielösungen 2005 gegründet. Seit 2006 befinden sich die beiden Standorte Aschach an der Donau und Gresten mit jeweils 2 MWel im Besitz des Familienunternehmens. 2009 wurde das Werk in Gaishorn am See mit 4 MWel übernommen, wo seither jährlich rund 30.000 t Pellets nach ENplus A1-Standard produziert werden.
Aktuell erzeugt Cycleenergy in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark jährlich rund 50.000 t Pellets, grundlastfähigen Ökostrom, rund 100.000 MWh Wärme für Haushalte und Unternehmen sowie Heißdampf für einen Industriekunden am Standort Gaishorn am See. Die Kraftwerke der Cycleenergy-Gruppe erreichen im Schnitt 8400 Volllaststunden pro Jahr.

 

Der Standort Gresten
In der waldreichen Region in der Eisenwurzen in Niederösterreich produziert Cycleenergy jährlich mehr als 16.500 MWh Strom. Die Einspeisung erfolgt in das lokale Stromnetz, wodurch die Gemeinde Gresten mit rund 2000 Einwohnern sowie umliegende Unternehmen versorgt werden.
Da Handschlagqualität, Lösungsorientierung und Verlässlichkeit Leitsätze des Unternehmens sind, war ein Partner notwendig, der diesen Anforderungen gerecht wird.
So kam das Holztrocknungsunternehmen Mühlböck mit Sitz in Eberschwang ins Spiel. Gerald Kreuzhuber, zuständig für den Vertrieb, liefert Details über den Aufbau des Projekts. Es handelt sich um einen Bandtrockner des Typs Classic mit einer Bandfläche von 80 m2 und einer Ausgangsleistung von rund 3,5 t/h. Erstmals realisierte Mühlböck dabei zwei übereinanderliegende Heizregister für zwei unterschiedliche Heizkreise. „Durch diese hybride Bauweise kann jetzt auch die Abwärme der Turbine mit geringer Vorlauftemperatur für die Spantrockung eingesetzt werden“, informiert Kreuzhuber.
Weitere Besonderheiten dieses Pelletswerkes sind die engen Platzverhältnisse, an die man sich anpassen musste, sowie die besonders strengen Vorgaben hinsichtlich Staub- und Lärmemissionen. Letzteres Problem löste Cycleenergy mittels einer Halle, worin die Anlage samt Bandtrockner verbaut wurde. Kulissenschalldämpfer sorgen selbst beim Ansaugen der Frischluft für bemerkenswert geringe Schallemissionen.

 

Stromsparender Trocknerbetrieb
Beim Trockner selbst sorgen vier unabhängig voneinander gesteuerte Ventilatoren für einen optimalen Energieverbrauch. „Es ist nicht notwendig, dass immer alle Ventilatoren mit Vollgas laufen. „Verschiedene Regelungsmodi erlauben es Cycleenergy, den Trockner je nach Anforderung durchsatzoptimiert oder in Abhängigkeit von der zur Verfügung stehenden Wärmeenergie zu betreiben. Über dieser Betriebsweise stehen immer die optimale Sättigung der Luft und damit der stromsparende sowie emissionsarme Betrieb des Trockners“, erfährt man von Kreuzhuber.
Durch diese Bauweise ist es Mühlböck laut Kreuzhuber gelungen, die „wahrscheinlich österreichweit geringstzulässigen Staubemissionen auch ohne externe Filteranlagen in Gresten einzuhalten.“

 

Umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen
Für die Sicherheit sorgt die installierte Brandschutz- und Sprinkleranlage, die als VDS-gerechtes System mit Löschautomatik über eine Vielzahl an Komponenten zur Branderkennung und -löschung verfügt. „Das System ist weit über dem gesetzlich geforderten Standard,“ informiert Geschäftsführer Christoph Bruckner und ergänzt, dass Arbeitssicherheit und Brandschutz in der Unternehmensphilosophie von Cycleenergy höchste Priorität haben.

 

Optimierte Förderwege
Eine weitere Besonderheit ist die Anordnung der Dosier- und Rückförderschnecken. Mittels einer zusätzlichen Rückförderschnecke wird überschüssiges Material nicht parallel zurücktransportiert, sondern im Kreis geführt. „Diese Konstellation schont die Schnecken, wodurch Service- und Wartungsarbeiten reduziert werden“, erklärt Kreuzhuber. Interessant ist dies insbesondere bei sperrigen Materialien, wie Hackschnitzeln. In Perioden mit geringerem Wärmebedarf für die Trocknung von Sägespänen plant Cycleenergy, im Bandtrockner Waldhackgut für das BHKW aufzubereiten.

 

Anschaulicher Erfolg
Am Ende des Projekts resümiert Bruckner: „Die Inbetriebnahme des Pelletswerkes – von der grünen Wiese bis zum fertigen Werk – war eine große Herausforderung. Mit Mühlböck konnten wir das Vorhaben aber erfolgreich in kurzer Zeit realisieren.“ Um interessierten Personen einen Einblick in die Pelletsproduktion zu geben, entwickelte Cycleenergy gemeinsam mit This-Play eine integrierte Präsentation. Hierfür wurden auf der gesamten Anlage kleine LED-Spots in verschiedenen Farbspektren installiert. Und noch ein kleines i-Tüpfelchen sei erwähnt: Der Familienbetrieb heißt auch Kinder willkommen und bringt ihnen mit dem Präsentationsprogramm „Kid‘s Modus“ die Welt der Pelletserzeugung näher.

 

Holzkurier 44/2017 - Vera Bauer, Günther Jauk